RAPTOR LINER
Raptor … diesen Namen habt ihr bestimmt schonmal gehört, wenn ihr die Vanlife Szene etwas verfolgt. Gefühlt jeder will im Moment eine Raptor Lackierung haben. Wenn ihr noch unentschlossen seit, ob ihr euren Wagen lackieren wollt oder auch lassen wollt, dann lest diesen Beitrag. Am Ende werde ich euch mein Fazit inklusive Erfahrungsbericht nach 1,5 Jahren mitteilen.
Raptor Lackierung - Projekt Planung
Im Februar 2021 hat Isle eine neue Raptor Lackierung bekommen. Raptor Liner wurde ursprünglich als Oberflächenbeschichtung für Pickup Ladeflächen entwickelt, findet aber immer mehr Anklang als alternative Fahrzeugbeschichtung, daher werden im Moment viele Camper mit Raptor Liner beschichtet.
Einer der größten Vorteile von Raptor ist seine Strapazierfähigkeit und Wetterbeständigkeit. Zudem ist es deutlich einfacher zu verarbeiten. Es kann gesprüht oder aber auch gerollt werden, wodurch es Ideal für Halb-Profis geeignet ist. Nichts desto trotz sollte ein solches Projekt nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn man kann durchaus einiges Falsch machen.
Wir haben das Projekt gewagt! – Der Grund für den Wandel war das Ursprungskleid unseres Sprinters. Die weiße Standard Lackierung ist deutlich anfälliger als die doppelt lackierten Exemplare. Unser Van hatte einfach zu viel Rost und an ettlichen Stellen wo er kleine Kratzer oder Steinschläge hatte, fing es an zu blühen. Die Hecktür und Seitentür waren an mehreren Stellen durch gerostet.
Vorbereitung
Nachdem wir lange nach der richtigen Farbe gesucht haben, war es Anfang 2021 soweit und wir haben den Raptor bestellt. Bevor es aber ans Lackieren ging, musste der Van aufbereitet werden. Das bedeutete der gesamte Van wurde von Einzelteilen befreit und angeschliffen. Beim Schleifen sollte man darauf achten, nur dann bis aufs Blech runter zu schleifen, wenn Rost vorhanden ist. Ansonsten muss lediglich die Klarlack Schicht abgeschliffen oder angeraut werden. Der sich darunter befindende Farblack ist eine hervorragende Grundierung. Zum Schleifen eignet sich ein Exzenter Schleifer für große Flächen und ein Universal Schleifer für die Ecken. Beim Schleifen sah man erst das ganze Ausmaß an Rost. Überall vereinzelt Kleine oder größere Roststellen die unter dem Lack zum Vorschein kamen.
Unsere Empfehlung was ihr zum Schleifen des Vans braucht:
Karosserie Arbeiten
Unter anderem sind an der Seitentür und Hecktür 2 große Löcher zum Vorschein gekommen. Kurzerhand wurde ein Schweißgerät gekauft um die Löcher zu beseitigen. Ich habe meinem Vater sehr oft beim Schweißen zugeschaut, bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nie selber geschweißt. Also übte ich bis ich mich sicher fühlte.
Der Rost wurde also großzügig weg geschnitten und Reperaturbleche vorbereitet. Diese werden dann gepunktet und die Schweißpunkte danach sauber gemacht. Zu Guter letzt werden die Unebenheiten gespachtelt, sodass danach nichts mehr zu sehen ist. Wenn ihr euch Interessiert wie mein Einsteiger Schweiß Equipment aussieht dann geht in die Rubrik Werkzeuge. Dort erkläre ich euch warum ich mich für diese Produkte entschieden habe. Hier ist ebenfalls ein direkter Link zu dem Produkt. Wenn ihr mehr Bildmaterialien sehen wollt dann schaut gerne in den highlighted Stories in Instagram vorbei.
Grundierung
Zur Vorbereitung der Lackierung gehört natürlich auch das Abkleben aller festen Teile, die nicht Lackiert werden sollen. Hier lohnt es sich wirklich gutes Kreppband zu nehmen weil es eine glatte Kante garantiert und so ein sauberes Ergebnis liefert. Danach ging es an die Grundierung. Achtet darauf eine Grundierung zu nehmen, die der späteren Wagenfarbe ähnlich ist. Insbesondere dann, wenn der Van eine helle Raptor Farbe bekommt.
Beim Lackieren sollte man auf gute Umgebungs-Voraussetzungen achten. Möglichst wenig Luftfeuchtigkeit und Temperaturen zwischen 15° und 25° Celsius sind wichtig für ein gutes Ergebnis. Bei zu kalten Temperaturen kann sich Kondenswasser auf der Karosserie bilden und man bekommt Wassereinschlüsse im Lack. Außerdem braucht Lack bei zu kalten Temperaturen sehr lange um auszuhärten oder im schlimmsten Fall kann der Prozess sogar gestoppt werden. Zudem sollten Lacke niemals Frost ausgesetzt werden. Die Bestandteile des Lacks können gefrieren und die Verbindung zerstört werden. Danach ist der Lack unbrauchbar. Das gilt für Grundierung als auch für den Raptor Lack.
Für ein solches Projekt ist ein guter Kompressor für gleichbleibenden Druck wichtig. Wir konnten uns einen leihen. Man muss sich ein solches Gerät nicht unbedingt kaufen, viele Baumärkte verleihen Kompressoren. Empfehlenswert ist auf jeden Fall der Einsatz eines Wasserabscheiders. Unter Druck sammelt sich in der Kammer des Kompressors Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft und wird durch die Komprimierung verflüssigt. Ohne Wasserabscheider gelangt das Wasser in das Luft – Lack Gemisch und somit auch auf die Karosse.
Raptor Lackierung
Wir haben uns sofort dazu entschieden den Wagen zu sprühen und nicht zu Rollen. Zwar ist das Rollen deutlich einfacher, da man einfach und gleichmäßig den Lack verteilen kann, allerdings bekommt man so die typische Raptor Struktur nicht hin. Je nach Feinheit der Düse verändert sich die Struktur des Lacks enorm.
Ihr müsst euch das folgendermaßen vorstellen: Die Lackierpistole hat eine Düse, die den Durchfluss des Lacks limitiert und so die Verteilung des Materials auf der Karosse steuert. Je mehr Durchfluss die Düse hat, desto gleichmässiger und glatter wird die gesprühte Oberfläche. Der Luftdruck rotzt dabei die Farbpartikel förmlich aus der Düse. Entschuldigt den Ausdruck 😀 Je feiner man sprüht, desto rauer wir also die Struktur. Dafür muss man entsprechend mehr Schichten Sprühen was den Aufwand erhöht.
Da ich sehr viel bis auf den Lack runter geschliffen habe, kam zusätzlich zu dem Raptor Lack der eine 2K Epoxid Harz Basis hat, noch zusätzlich eine Grundierung zum Einsatz. Diese ist ebenfalls aus Epoxid Harz. Somit spart man zum einen teuren Raptor Lack ein, zum anderen geht man auf Nummer sicher, dass man auch deckend Arbeitet.
Allgemein
Bevor ich ins Detail gehe noch ein paar allgemeine Informationen: Upol Raptor Lack gibt es in 3 verschiedenen Ausführungen. Die wohl häufigste Farbe ist Schwarz, es gibt Raptor allerdings auch in Weiß. Wollt ihr eine andere Farbe haben, müsst ihr diese selber Anrühren. Für diese Zwecke gibt es eine Transparente Variante zum einfärben. Dabei muss man das richtige Mischungsverhältnis und die richtige Farbe zum einfärben wählen. Dafür eignet sich nämlich nicht jede X beliebige Farbe. Wenn ihr hier Tipps oder Beratung für genaue Mischungsverhältnisse und Farbwahl braucht, meldet euch gerne bei mir. Solltet ihr eine zweifarbige Lackierung wählen, sprüht immer erst die hellere Farbe und klebt die Farbkante mit Konturenband ab, sodass ihr eine glatte und scharfe Farbkante bekommt.
Raptor Lack basiert auf Epoxid Harz. Ich persönlich finde, die Gefährlichkeit von Epoxid Harz wird immens unterschätzt. Die Dämpfe die beim lackieren entstehen sind Ätzend und hochgradig reizend. Dies kann bei Menschen eine starke Allergische Reaktion auslösen. Achtet beim arbeiten mit Epoxid Harzen also bitte auf die richtige Schutzkleidung. Eine zertifizierte Atemschutzmaske, Schutzbrille, Handschuhe und Schutzanzug sind sehr zu empfehlen. Auch ich hatte eine mittelschwere Allergische Reaktion mit Schwellungen und Rötungen im Gesicht und der Atemwege, die sogar im Krankenhaus behandelt werden musste. Beim Lackieren sammeln sich oft Partikel rund um die Maske auf der Haut. Wollt ihr dies Vermeiden, nutzt eine Vollgesichtsmaske. Eine Empfehlung habe ich euch weiter Oben eingefügt. Diese sind zwar etwas teurer, sind den Schutz aber Wert.
Upol verkauft zwar auch Sets, in der eine Lackierpistole enthalten ist, diese sind allerdings sehr einfach und haben keine verstellbare Düse. Der Hersteller verkauft auf der Website zudem eine “Profi Raptor Pistole”. Die unterscheidet sich nicht von einer herkömmlichen Unterbodenschutz/Konservierungs- Pistole. Die sind etwas günstiger und tun genauso ihren Job. An der Düse kann man nun die gewünschte Durchflussmenge einstellen um so das richtige Sprüh Ergebnis zu bekommen.
Schwarz
Einfärbbar
Weiß
Raptor Lackieren
Nun gehts ans eingemachte! Die Grundierung ist drauf und der Wagen ist fertig ab geklebt. Als erstes wird in der Primärfarbe Telegrau 2 geraptored. Das Anmischen der Farbe ist nochmals etwas Heikel. Bei einfärbbaren Raptor muss zusätzlich zu dem Härter auch noch die Farbe rein gemischt werden. Hierfür eignet sich Akrylfarbe ohne Bindemittel am besten. Solche Farbe bekommt man nicht einfach aus dem Regal, sondern muss explizit geordert werden. Ich kann hier Toplac sehr empfehlen. Bindemittel im Lack sind dafür da, dass der Lack auch richtig aushärtet, es verdünnt jedoch die Pigmente. Da wir beim Raptor bereits einen Härter dabei haben, können wir auf Bindemittel verzichten und nehmen Farbe mit möglichst viel Anteil an Pigmenten. Hier wollen wir möglichst gute Deckkraft haben um ein gleichbleibendes Farbbild zu bekommen.
Um ein perfektes Farbergebnis zu bekommen sollte man auf folgendes Mischungsverhältnis achten: Auf 100g Raptor kommen 30g Härter und bis zu 10g Farbe. Ich habe dies 1:1 auf Millimeter umgemünzt was zwar nicht 100% gleich ist da Lack eine andere Dichte hat, allerdings war das Ergebnis zufriedenstellend. Ich kann empfehlen sich hier beim Anrühren der ersten Flasche Langsam an das gewünschte Ergebnis ran zu tasten. Das heißt erstmal weniger Farbe anmischen und einen Sprühtest machen und dann Farbe nach kippen und verrühren und den Vorgang solange wiederholen bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Natürlich dabei immer aufschreiben wie das Mischungsverhältnis ist, damit man beim nächsten mal das gleiche wieder anrühren kann.
Das Lackieren selber ist tatsächlich Übungssache. Zuerst sollte man Kanten und Ecken so lackieren, dass man eine deckende Schicht hat. Diese Stellen sind nämlich tendenziell bis aufs Blech abgeschliffen. Dies sollte bereits beim Grundieren beachtet werden. Außerdem kann es sein das man nicht jeden Winkel trifft wenn man hier nicht genau drauf achtet. Probiert am besten vorher auf einem stück altem Blech etwas um den richtigen abstand und die richtige Düseneinstellung zu finden.
Danach sollte man horizontal Lackieren und dabei mit gleichmäßigem Abstand von circa 30-40cm von Blech entfernt lackieren. Geht man zu dicht dran, trägt man zu schnell zu viel Lack auf und das Endergebnis wird Speckig oder man erzeugt sogar Nasen. Das Endergebnis gleicht dann einer sogenannten “Orangenhaut”. Raptor verzeiht hier jedoch deutlich mehr als normaler Lack. Sprüht man von zu weit entfernt, trägt man zu wenig auf, da der Lack nicht auf dem Blech sondern eher auf dem Boden landet. Insgesamt haben wir 8 Liter Einfärbbaren Raptor Lack verwendet. Insgesamt kamen so 6 Schichten Lack auf den Van. Zwischen den Schichten wurde 30-60 min Pause gemacht. So hatte der Lack Zeit anzuziehen.
Nach den großen Flächen wurde dem Lack zeit gegeben einmal durchzutrocknen. Am nächsten Tag wurde der untere Teil vorbereitet, welcher in Schwarz lackiert werden sollte. Darüber Hinaus wurden alle Plastikteile ebenfalls in Schwarz lackiert. Bei den Plastikteilen empfiehlt sich auf jeden Fall diese einmal anzuschleifen und dann mit Plastik Primer vorzubehandeln. Insgesamt wurde nochmals 5l Schwarzer Raptor Lack verwendet.
Fazit
Wir wurden nun nach über einem Jahr schon öfters gefragt ob wir zufrieden mit dem Ergebnis sind und ob wir es wieder tun würden. Zuerst will ich die Frage beantworten ob wir zufrieden sind: Hier gebe ich ein klares JA! Uns gefällt die Farbe und die Struktur enorm. Es ist ein Riesen Upgrade zu dem langweiligem Weiß. Natürlich hat es seine vor und Nachteile aber im großen und ganzen ist der Lack toll.
Um die Frage beantworten zu können, ob wir nochmal Raptorn würden, muss ich einmal die Vor und Nachteile erörtern.
Raptor ist strapazierfähig, was zwar bedeutet, das Kratzer der Karosse nicht mehr so viel ausmachen können, man sieht sie aber gerade wegen der Beschaffenheit des Lacks um so mehr. Der Lack wird an diesen Stellen flach gedrückt. Diese Kratzer sind oberflächlich aber man sieht sie durchaus.
Der Lack wird zwar nicht so schnell dreckig, der Dreck der haften bleibt geht dafür aber um so schwerer wieder weg. Erde und grober Dreck wäscht sich sehr häufig fast komplett durch Regen weg allerdings bleiben Feine Partikel um so besser in der rauen Struktur des Lacks hängen. Nach dem letzten Winter war der Camper immer ausgesprochen dreckig. Kleiner Tipp: Wir putzen den Van mittlerweile mit einer Kartoffel Schrubbbürste.
Ein großes Thema ist das Thema Rost. Transporter Rosten immer, da schützt auch der beste Lack nicht vor. Raptor hat da einen großen Nachteil. Man sieht den Rost erst wenn es zu spät ist. Da der Lack so dick ist, gammelt es solange unter dem lack und man sieht es nicht, bis es fast zu spät ist. Man muss also den Wagen regelmäßig checken. Wir gehen davon aus dass wir in naher Zukunft einige Stellen ausbessern müssen.
Hinzu kommt das wir als Lackieranfänger natürlich noch Fehler gemacht haben. Ich würde mittlerweile einiges anders machen. Nachher ist man bekanntlich immer schlauer. An einigen Stellen hab ich (Leo) scheinbar nicht ganz deckend gearbeitet, sodass an manchen Stellen leichter Flugrost durchkommt. Deshalb müssen wir hier definitiv nacharbeiten. Sobald dies gemacht ist, wird dieser Beitrag selbstverständlich erweitert.
Nun zu der Frage: Würdet ihr es wieder tun? Hier muss ich mit einem Jaein antworten. Warum? Weil man dies nicht pauschal Sagen kann. Dies kommt am Ende auf das Fahrzeug drauf an. Wenn der Wagen Probleme mit Rost hat oder der Lack verblasst, zerkratzt oder einfach nicht mehr schön ist, kann Raptor eine hübsche, günstigere und auch für Laien umsetzbare Alternative sein. Wenn der Wagen aber eine gute Basis hat, würden wir definitiv davon abraten. Hier könnte man lediglich die Plastikteile Lackieren. Die wären zur Not austauschbar. Die Karosse Selber würde ich in diesem Fall Folieren lassen.
Wir haben aus dem Projekt extrem viel gelernt, neue Skills gemeistert aber auch sehr viel geflucht.
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